Ich sehe rot!

Dienstag, 15. Oktober 2013

...und das ist gut so. Weil ich mal wieder ein bisschen um die Ecke überlegt hab, um eine passende Einleitung zu finden für das, was mir grad so durch den Kopf geht. Den entscheidenden Geistesblitz hatte ich beim Anblick einer roten Ampel - ausgerechnet!
So ne rote Ampel ist ja allgemein nicht besonders beliebt, aber ich mag die Farbstellung allein schon deshalb, weil sie mir tolle Möglichkeiten bietet zum Fotografieren von Radfahrern, die sonst geschwindigkeitsbedingt oft nur mit ihren Hinterreifen im Bild auftauchen - aber das nur nebenbei...
Zurück zur roten Ampel: rot heißt stehen und grün heißt gehen - wissen schon die kleinsten Dötze, dass es sich hier sozusagen um ein ständiges Stop-and-go-Signal handelt. Kein Thema, über das man sich aufregen müsste. Außer wenn man´s eilig hat... Stehen heißt nämlich Warten. Und Warten wird allgemein gleichgesetzt mit Zeitverlust. Schlecht! - Und ich behaupte jetzt mal einfach ganz frech das Gegenteil: Warten ist Zeitgewinn!




Das Leben wird immer schneller, wir sind es gewohnt, dass alles möglich ist - sofort und zu jeder Zeit. Und es klingt schon fast paradox, dass uns bei all den Möglichkeiten, die wir haben, und dem Überfluss, in dem wir leben, das wertvollste Gut immer knapper wird: die Zeit. Schnell noch dies tun und zwischendurch das erledigen, danach hier noch was suchen und dann - und so weiter und so weiter... 
Ohne Pause, nix auslassen, keine Chance verpassen, jede Gelegenheit nutzen - wem nützt das? Warum nicht einfach mal abwarten, anstatt alles zu planen und jeden Tag vollzupacken mit X und Y und Z? Warum nicht ein bisschen genauer gucken auf das, was uns umgibt, anstatt immer wieder hereinzufallen auf Schneller-höher-weiter-Sprüche oder Muss-ich-sofort-haben-Werbung
Warten ist out - alles soll schnell gehen. Und alles wird schnell zuviel und richtig stressig. Das ist die Kehrseite. 
Wie gut, dass es rote Ampeln gibt, an denen man Luft holen kann, sich ein wenig umsehen oder einfach den eigenen Gedanken nachhängen - auch wenn´s nur eine Minute ist. Vielleicht kommt ja grad in der einen Minute der Gedanke, dass kleine Pausen doch gut und wichtig sind. Dass Warten Zeit bedeutet, die nicht zugepackt ist und deshalb den Kopf freimachen und wirklich gefühlt werden kann - wertvolle Zeit, gewonnene Zeit.
Und vielleicht kommt sogar der Gedanke, sich selbst mal eine Ampel anzuschaffen (nur symbolisch natürlich, so´n Ding passt ja in kein Wohnzimmer!) - und ganz bewusst Wartezeiten einzubauen. Leuchtend rote Zeitgewinne. Immer schön im Wechsel mit den Grünphasen. Stop-and-go. Stop-and-go.
Soweit ich weiß, kann man die Länge der roten und grünen Phasen programmieren - jedenfalls bei den echten Ampeln...


***

Wartet mal! Mir fällt grad ein, dass heute mein Gewinnspiel endet. - also, wenn ihr noch ganz fix eure Chance auf ein cooles Upcycling-Notizbuch sichern wollt...
;)

Bis bald!
diefahrradfrau

Zum gleichen Thema habe ich mir hier und hier schon mal Gedanken gemacht. Und aktuell findet ihr auch bei Ariane einen interessanten Beitrag.

19 Kommentare:

  1. Wow,tolle Idee!!Wenn ich gleich losfahre,mache ich ganz oft Pause,und niemanden wundert`s...haha!So eine Ampel bastel ich mal,und dann verkaufen wir die an rastlose Mitmenschen!Der Slogan fehlt noch!Ja,die Länge kann man programmieren,und es gibt schon welche mir "Fortschrittsbalken"für die Ungeduldigen...Fußgänger...LGKatja

    AntwortenLöschen
  2. Sehr schöner Post!
    Ich habe am Wochenende auch bewusst eine rote Ampel und ihr "Drumherum" beobachtet. Und für mich ist sie kein Ärgernis, schließlich wollen meine Mitmenschen ja auch weiterkommen. Gemeinsam und peu à peu klappt das schon (auch wenn ich mir das hin und wieder mal vor die Stirn tackern muss ...).
    Tolle Bilder und Gedanken, klasse Beitrag!

    Alles Liebe,
    Sonja

    AntwortenLöschen
  3. Ein wunderbares "Bild" für den Wert von Entspannung versus Anspannung und das Stop im StopandGo in Zeiten, wo das Go so viel höher bewertet wird.

    Die Ampel im Wohnzimmer würde sicher ebenfalls gute Dienste erweisen. Ich sach nur: Marktlücke! :-)))

    lieben Gruß
    Brigitta

    AntwortenLöschen
  4. Das ist wirklich ein spannender Post und das Thema beschäftigt mich insgeheim auch immer wieder. Ich denke, hier treffen zwei, ich nenne es jetzt mal, "Lebensweisheiten" aufeinander. Zum einen natürlich das, was du beschreibst. Dass man auch mal innehalten soll und sich bewusst alles vor Augen führen. Zum anderen gibt es da diese "Man bereut am Ende des Lebens nicht das, was man getan hat, sondern das, was man nicht getan hat"-Gedanken. Ich weiß auch nicht, was jetzt das Wahre ist. Aber das mit der imaginären Ampel werde ich mir mal merken :)
    Liebste Grüße und danke für deine lieben Kommentare :)
    Natalia

    AntwortenLöschen
  5. Ein Post zum Innehalten!... Danke dir! ... Du hast so Recht, und ich werde spätestens beim nächsten Warten an der roten Ampel an deine Worte denken. Liebe Grüße, Katharina

    AntwortenLöschen
  6. Eine wundervolle Idee!!! Stimmt, oft hetzt man von einem zum anderen, möchte dies und jenes noch erledigen! Wenn ich jetzt gleich mit dem Rad losfahre, werde ich auf jeden Fall an der roten Ampel an Dich denken!!!
    viele Grüße von
    Margit

    AntwortenLöschen
  7. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

    AntwortenLöschen
  8. Oh süßer Header :)
    Die Lachs-Wraps sind leeeecker :)

    AntwortenLöschen
  9. @ antwort , Eine Ampel mit Fortschrittsbalken zeigt ,wie lange noch rot ist,also:das sieht dann so aus wie beim Download oder Film laden aus dem Internet,unten läuft dann doch auch so eine Linie,die von links nach rechts geht.Die zeigt,wie lange man noch warten muss.Bei den Ampeln sind das aber nur Versuche an einzelnen Kreuzungen,die meisten Fußgänger kapieren es nicht.LGKatja

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Aha! Hab ich auch wieder was dazu gelernt - sowas gibt´s bei uns (noch?) nicht...
      Danke für die Info!
      ;)

      Löschen
  10. Hier bleib ich .. das ist ganz nach meinem Geschmack der Post. Ich mag nämlich warten ganz gerne. Auch an der Kasse. Die funktionieren nämlich ähnlich wie eine rote Ampel.
    Toller Beitrag.
    Gruß vonner Grete

    AntwortenLöschen
  11. Das mit der Keine-Zeit-haben fängt ja oft schon im Kindesalter an. Gibt es eigentlich noch Kinder die mit 12 noch mit Barbie oder irgendwas anderem spielen? Ich glaube das ist wirklich selten. Die meisten 12-jährigen kaufen sich teure Sachen bei Hollister und Co. und schminken sich auffälliger als jede Erwachsene Frau es tun würde. Obwohl sie doch schon schnell genug auch so erwachsen werden. Irgendwie muss alles ganz schnell gehen, mit 13 Jahren den ersten Freund haben, mit 20 vielleicht sogar schon heiraten und mit spätestens 25 Kinder kriegen. Dabei werden die Menschen doch immer älter und haben somit auch eigentlich mehr Zeit für alles, oder?

    AntwortenLöschen
  12. So wie du sollten das viel mehr Menschen sehen. Ich finde es wichtig, diese Stop- Phasen in den Alltag einzubauen. Andernfalls würde ich durchdrehen. Sag das aber mal meinem Verlobten, der sieht das ganz und gar nicht so...LG

    AntwortenLöschen
  13. Mal wieder ein super Text, geschickt fahrradtauglich verpackt! :)
    Ich würde mir momentan auch mal eine "Rote-Ampel-Pause" wünschen, derzeit gehts bei mir drunter und drüber, ein Termin jagt den nächsten. Aber es gibt ja hoffentlich auch wieder ruhigere Zeiten. Denn meistens ist es ja so, dass einem (mir zumindest) das Gegenteil (also nichts los, zu viel Ruhe) auch nicht auf Dauer gefällt.

    Alles nicht so einfach! ;)

    Liebe Grüße und einen ruhigen Abend dir!

    AntwortenLöschen
  14. das hast du wieder so toll geschrieben!
    Ja - ich möchte auch gerne so eine Ampel in der Wohnung haben ... manchmal vielleicht auch neben meinem pc *g*.
    lieber Gruß von Heidi-Trollspecht

    AntwortenLöschen
  15. Wunderbar hast du das geschrieben :-)

    Liebste Grüße zu dir :)

    AntwortenLöschen
  16. Hallo,du hast wieder nen tollen post ;0),ich gebs zu ich hab auch oft Zeitdruck aber wenn ich irgendwo warten muß benutze ich das um Leute zu beobachten,ist einfach interessant.Ich mach das nur so aus den Augenwinkeln und ich hab so eine Auffassungsgabe das ich Dinge am Rande mitbekomme(kann auch nerven)das ist manchmal köstlich!!Also,ROT ist BEOBACHTEN UND INNEHALTEN.Können wir alle gebrauchen.
    Ich werd dir die Tage noch etwas Fahrradmäßiges per email zukommenlassen,ist glaub ich was für dich,GRINS.
    Liebe Grüße,Ulli

    AntwortenLöschen
  17. Das ist wirklich ein toller Beitrag - und irgendwie total lustig, dass wir (wieder mal) gleichzeitig ähnliche Ideen hatten. Ich find die Metapher mit der roten Ampel ganz wunderbar und finde auch, deine Fotos passen genial dazu :) Zuerst der Fokus auf die rote Ampel, und erst im zweiten Bild nimmt man die wunderschönen herbstlichen Bäume wahr.

    Momentan nehme ich mein Leben wieder etwas relaxter, aber ich glaube, so eine imaginäre rote Ampel, die aufleuchtet, wenn ich mich mal wieder in etwas verrenne und mir einbilde, dreihundert Dinge auf einmal tun zu müssen, die könnte ich echt gut gebrauchen.

    AntwortenLöschen
  18. Wirklich gute Gedanken, die du da hast. Über das habe ich noch nicht nachgedacht =)

    Liebe Grüße
    Luisa

    AntwortenLöschen

Vielen Dank für deinen Kommentar!